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„Aufrecht Schweiz“ setzte zum 1. Panthersprung an

Verantwortlicher Autor: Ronaldo Goldberger Zürich ZH, 13.02.2023, 22:38 Uhr
Presse-Ressort von: Ronaldo Goldberger Bericht 7639x gelesen

Zürich ZH [ENA] Man erhoffte sich eine Initialzündung, als die junge massnahmenkritische Bewegung „Aufrecht Schweiz“ – bislang so etwas wie eine ausserparlamentarische Opposition – mit 137 Mitstreitern auf den Wahllisten zu den Regierungs- und Kantonsratswahlen des bevölkerungsreichen Kantons Zürich antrat. Doch der Weg für Neulinge in die Kantonsparlamente oder gar ins Bundeshaus nach Bern entpuppt sich als dornenreich.

Egal, ob man das Wahlresultat mit einem Anteil von 2,15% der abgegebenen Stimmen nun als Erfolg oder misslungenen Panthersprung bezeichnen möchte, „Aufrecht Schweiz“ vereinte auf Anhieb eine bemerkenswerte Stimmenzahl auf sich. Jeder Sympathisant musste ja damit rechnen, dass sein Votum für die politischen Novizen nicht unbedingt in Form parlamentarischer Mitbestimmung gekrönt würde. Trotzdem haben sie auf ein aufstrebendes Fohlen gesetzt, das sich aber erst noch zum Panther mit energetischem Schwung in unerkannte Höhen häuten müsste, um mitzubestimmen, was legislativ in Schweizer Landen Rechtsgültigkeit erlangen sollte.

Patrick Jetzer, schweizweit erster unterm Etikett von „Aufrecht Schweiz“ gewählter Abgeordneter des Stadtparlaments von Dübendorf ZH sowie Präsident der Bewegung, die ihrer Überparteilichkeit wegen schwer in der Politlandschaft zu verorten ist, ausser dass sie die Grossen das Fürchten lehren möchte, indem sie Korruption, Mitläufertum und undemokratische Machenschaften unverhohlen beim Wort nennt und öffentlichkeitswirksam anprangert, zeigt sich alles andere als gedrückt vom Resultat.

Die kantonalzürcherischen Bestimmungen sähen vor, dass man in mindestens einem der zwölf Wahlkreise 5% der eingelegten Stimmen auf sich vereinen müsse, um ins Parlament einzuziehen. Alternativ müsste man im Schnitt mindestens 3% der Wählerschaft ergattert haben. Dies ist, ungeachtet einer Listenverbindung mit der Freien Liste (FL), nicht auf Anhieb gelungen. Trotzdem schaut man zuversichtlich in die Zukunft.

Im ländlichen Nachbarkanton Thurgau finden drum 2024 Gesamterneuerungswahlen statt. Dort kandidieren u.a. die aus den Reihen der SP ausgeschlossene und nun unterm Schirm von „Aufrecht Schweiz“ firmierende Kantonsrätin Dr. Barbara Müller aus Ettenhausen erneut für eine Amtsperiode und neu der erst 30-jährige, als Hoffnungsträger geltende Robin Spiri, Treuhänder und Aktuar von „Aufrecht Schweiz“ aus Amriswil, der nicht zuletzt dank seines schier überbordenden Internet-Aktivismus zu einer medial verankerten Berühmtheit mit einem stetig anwachsenden Unterstützungskomitee geworden ist.

Mit einer gewissen Chance könnte die kantonalzürcherische Bewegung dank des bestehenden Stimmenanteils im kommenden Herbst anlässlich der Eidgenössischen Wahlen einen oder mehrere Vertreter von "Aufrecht Schweiz" als Delegierte im Nationalrat platzieren. Wie auch immer, „Aufrecht Schweiz“ wird nicht um die übliche Ochsentour herumkommen, die jegliche Kontrahenten zu absolvieren haben, welche um einen Platz an der Sonne kämpfen.

Die vorderhand fast noch spielerisch anmutende Verbissenheit, mit der die sich als senkrechte Schweizer deklarierenden Gegner des morschen Demokratiegefüges Berns am Riemen reissen, ist durchaus aufsehenerregend. Wann zum letzten Mal haben Schweizer Bürger sich ohne Umschweife bemüht, der behäbigen Konkordanz im Lande ein Schnippchen zu schlagen, indem sie sich als überregionale Opposition explizit keinem Parteienblock als Trittbrettfahrer andienten? Patrick Jetzer macht übrigens keinen Hehl aus seinem Wunsch, nicht bloss Bundespräsident Alain Berset aus dem Amt zu fegen, sondern gleich alle Bundesräte mit ihm.

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