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Saudiarabien ahndet fussballerische Religionspropaganda

Verantwortlicher Autor: Ronaldo Goldberger SA-Riad, 06.02.2024, 19:00 Uhr
Presse-Ressort von: Ronaldo Goldberger Bericht 5894x gelesen

SA-Riad [ENA] Das saudiarabische Königshaus blickt argwöhnisch nach Osten, wo eine einheimische Minderheit von Schiiten lebt. Ihre Anhänger bilden neben den Sunniten die zweitgrösste Strömung innerhalb des Islams. Sie hat sich in der Vergangenheit gegen die Zentralregierung erhoben, doch ihre Stimme soll in keiner Weise mehr vernommen werden können – selbst nicht getarnt im Fussballsport

Ende Januar haben die Fans einer Fussballmannschaft in der Region von Saffa während eines Spiels Slogans gerufen, die eine Lobhuldigung des Imams Ali enthielten. Als etwa im Jahre 600 n. Chr. in Mekka geborener Cousin u. Schwiegersohn des Propheten Mohammed, hat sich Ali als zentrale Figur des Islams hervorgetan. Er gilt gemeinhin als der erste männliche Anhänger Mohammeds, mit dessen Tochter Fatima er sich vermählte. Wegen unterschiedlicher Religionsauffassungen sind sich Sunniten u. Schiiten seit Jahrhunderten gram und bekämpfen sich gegenseitig. Die Rufe der Fussballer verhallten nicht ungehört, sondern veranlassten die Behörden, den Vereinsvorstand vom Fussballverband zu entfernen. Er läuft gar Gefahr, vor Gericht abgeurteilt zu werden.

Der Verein wurde dazu verdonnert, 55'000 US-Dollar Bussgelder zu zahlen, ausserdem werden die nächsten fünf Spiele ohne Zuschauer ausgetragen. Der tiefere Grund für das harte Vorgehen ist der Verdacht, dass der iranische Staat, dem gegenüber Saudiarabien sich ungeachtet lastender Antagonismen annäherte, die schiitische Minderheit aufzustacheln in der Lage wäre. Aus Regierungssicht sind die im Stadion wahrgenommenen Aufrufe zugunsten der Shia seitens mehrerer Hundert Anhänger ein eindeutiges Warnzeichen für drohende Instabilität im Lande, der man sich nur mit klarer Eindämmung der Gefahrenherde widersetzen könne.

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