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Zehntausende Terroristen könnten Israel überfallen

Verantwortlicher Autor: Ronaldo Goldberger IL - Jerusalem, 11.01.2024, 12:49 Uhr
Presse-Ressort von: Ronaldo Goldberger Bericht 5940x gelesen

IL - Jerusalem [ENA] Er ist Israels Warner vom Dienst aus eigenem Antrieb, nimmt kein Blatt vor den Mund, warnt vor apokalyptischen Zuständen, sollte Israel nicht stante pede strategisch umdenken. Wie ein zorniger Prophet tingelt General a.D. Yitzhak Brik von einer Talkshow zur andern, um seiner Botschaft vor akuten Gefahren, die in den Dimensionen schlimmer als die Hamas-Massaker des 7. Oktober würden, zum Durchbruch zu verhelfen.

Nacht für Nacht dringen israelische Sicherheitskräfte in Städte und Dörfer von Judäa & Samaria ein, um dort Terroristen des bewaffneten Arms der El Fatah, der Tanzim-Einheiten, und der Hamas dingfest zu machen oder zu liquidieren. 2500 Verhaftungen sind bislang erfolgt. Es zeichnet sich ab, dass der in Ramallah stationierten Palästinensische Autonomiebehörde von Mahmoud Abbas die Kontrolle über das von ihr beanspruchte Territorium praktisch vollständig entglitten ist. Zwar wird der PA-Diktator Abbas nach wie vor als "Partner" der vor 30 Jahren vereinbarten Oslo-Abkommen gehandelt, doch ist er bloss das kleinere Übel für die israelischen Entscheidungsträger. Die palästinensische Strasse ist unterdessen fast zur Gänze auf Hamas eingeschworen.

Yitzhak Brik ist oft Interviewgast beim YouTube-basierten Sender "Tov". Dessen Ausrichtung ist eher patriotischer Natur als in den zumeist im linksliberalen Umfeld zu verortenden Mainstream Medien. Seine knapp 90'000 Abonnenten erhalten eine Fülle unverblümter Informationen, die anderswo schlicht unterm Deckel gehalten oder bestenfalls verwässert werden. Brik ruft wie ein zorniger Prophet in die Runde: "Es gibt keine Armee, die euch verteidigt!". Er weist zu Recht auf den Umstand hin, dass die zusammengeschrumpfte IDF personell und ausrüstungsmässig nicht in der Lage sei, die Zivilbevölkerung zu schützen. Praktisch alle Einheiten seien im Gazastreifen und im Landesnorden gebunden, rückwärtige Schutzkräfte praktisch inexistent.

Seit geraumer Zeit bereits warnt Brik vor den fatalen Folgen der Abspeckung der stehenden Armee. Von früher 10 Mio. Übungsstunden für die Reservisten habe man im Rahmen von Sparzwängen die notwendige Auffrischung der Gefechtskenntnisse um 80% gekürzt. Wohl seien mit Kriegsausbruch um die 400'000 Mann mobilisiert worden, doch die Wirtschaftsleistung des Landes bräche zusammen, würde man einen grösseren Teil der Eingezogenen nicht wieder zurückführen in den zivilen Arbeitsprozess. Im Moment ist eine Ausdünnung der Streitkräfte im Gazastreifen im Gange, doch die Notwendigkeit der Einsatzbereitschaft im zunehmend einem umfassenden Krieg mit Hisbollah zuneigenden Landesnorden bindet alle personellen Reserven.

Da gemäss General a.D. Brik Zehntausende von Terroristen israelische Ortschaften in Judäa und Samaria überrennen könnten, um die Zivilisten wie im westlichen Negev am 7. Oktober abzuschlachten, sei ein strategisches Umdenken das Gebot der Stunde. Man müsse sich weg von den Emotionen begeben, um den momentan an der Verrichtung ihrer Berufsarbeit gehinderten rund 90'000 palästinensischen Arbeitnehmern zu erlauben, ihrem Verdienst wieder nachzugehen. Selbst wenn sich Terroristen drunter mischen würden, sei die Gefahr für Israel geringer einzustufen, als wenn der Dampfkochtopf geballter Frust und wirtschaftlicher Aushungerung explodierte. Die Regierung in Jerusalem möchte ausländische Fachkräfte als Ersatz für die Palästinenser ins Land holen.

Zu Recht fragt Yitzhak Brik, wieso die Bürgermeister in den betroffenen Zonen westlich des Jordans ihre Stimmen nicht vernehmen liessen. Im Endeffekt handle es sich um Politiker, die die Ergebnisse der – des Krieges wegen auf Februar oder März verschobenen – Munizipalwahlen abwarten wollten. Sie möchten nicht, dass die Bevölkerung in Angst und Schrecken über ihr Alleingelassen-Sein versetzt werde. In Tat und Wahrheit müssten sie stattdessen dafür sorgen, dass hinsichtlich einer 3. Intifada Bereitschaftseinheiten mit langen Waffen ausgerüstet und überall neu ausgebaute Stellungen zur Verteidigung der Siedlungen bezogen würden.

Sollten die Araber von Judäa und Samaria israelische Ortschaften überfallen und deren Bewohner massakrieren wollen wie im westlichen Negev unlängst, würden sie auch Städte im israelischen Kernland innerhalb der Gemarkungen der "grünen Waffenstillstandsgrenze" von 1967 überrennen. Bewohner von Kfar Yonah und Kochav Ya'ir zum Beispiel beklagen sich seit geraumer Zeit, sie vernähmen Geräusche unterirdischer Grabungen. Wobei, laut Brik, für Angreifer gar keine Notwendigkeit bestünde, unterirdisch vorwärts zu stürmen. Der israelische Sicherheitszaun sei an Tausenden von Stellen durchlöchert. Horden von Angreifer würden den israelischen Wachtraum – die Phantasiewelt der sich von der Armee beschützt Fühlenden – im Nu zunichte machen.

Da den beständigen israelischen Bewohnern von Judäa und Samaria aufgrund von Verordnungen teilweise die Waffen zur Selbstverteidigung abgenommen worden sind – um sie zu behändigen, sind sie öfters in zentralen Waffenkammern eingeschlossen –, klafft eine riesige Lücke zwischen der Bereitschaft, sich notfalls selber zu verteidigen beziehungsweise der entsprechenden operativen Handlungsspielräume. Brik ruft dringlichst auf, sich zu verabschieden von Planungsunsicherheiten. Es gehe nicht darum , in Angriff zu nehmen, was Israel möchte, sondern zu verhindern, was nicht geschehen solle. Eindringlich ruft Brik auf, sich bewusst zu werden, dass die angegriffene Bevölkerung nirgendwohin flüchten könne.

Schlagkräftiger Beweis: Hunderttausende israelischer Binnenflüchtige, die aus Grenzortschaften im Landesnorden sowie aus dem westlichen Negev behördlicherseits evakuiert wurden, stecken nach wie vor in Provisorien fest. Die letzte Hiobsbotschaft lässt aufhorchen: Die Nationalversicherung „Bituach Le’umi“ hat die Auszahlung von Entschädigungen an Zehntausende von den Massakern des 7. Oktobers direkt und indirekt betroffenen Familien eingestellt. Die israelische Wirtschaft befindet sich der hohen Kriegskosten wegen auf rasantem Sinkflug, aufgrund dessen auch das Budget des Wohlfahrtsministeriums bedeutsam gekürzt wurde.

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